Eine der häufigsten Antworten, warum Eltern ihre Kinder zur Schule fahren lautet, dass sie um die Sicherheit ihrer Kinder besorgt seien. Sofern also mehr Eltern mehr Ängste haben, fahren mehr Eltern mehr Auto, was wiederum die Sicherheit für wenige Rad fahrende Schüler:innen reduziert. Was absurd klingt, ist Realität auf deutschen Straßen. Deshalb ist es nicht nur wichtig, die Infrastruktur fahrradfreundlich zu bauen, sondern auch das Bewusstsein der Eltern zu schärfen, dass es mittlerweile sehr gute Lösungen für den sicheren Rollweg zur Schule gibt – übrigens nicht nur mit dem Fahrrad, sondern auch mit Roller, Inliner oder Skateboard.
Konkrete Tipps und Empfehlungen
- Laden Sie jemanden vom ADFC oder dem VCD ein, der im Rahmen eines Informationstages (Thementag) sowohl für den Winter als auch den Sommer die Fahrräder auf Tüchtigkeit und Sicherheit inspiziert sowie Tipps zur Sicherheitskleidung gibt (Fahrrad- und Kleidercheck). Auch die Polizei bietet dies an.
- Die gleichen Experten halten Elternabende ab, bei denen konkrete Maßnahmen vorgeschlagen werden, wie „Elterntaxis“ vermieden werden können. Außerdem bieten mittlerweile quasi alle Bundesländer Workshops und Beratungsteams an, die Schulen mitsamt Eltern aufklären und unterstützen.
- Viele Stadt- und Gemeindeverwaltungen haben ein Mobilitätsmanagement eingerichtet, dass sich auch um das schulische Mobilitätsmanagement kümmert und den unmotorisierten Schulweg vielfältig fördert.
- Richten Sie mit anderen Eltern und den Lehrkräften in ihrer Schule die „SchulRadler“ ein, bei denen ältere und kompetente Schüler als „Fahrmentoren“ die jüngeren an Sammelstellen abholen und als Gruppe gemeinsam und sicher zur Schule begleiten.
- Die Kommune erstellt nicht nur einen Routenplan, sondern tatsächlich auch eine sichere Route. Diese beinhaltet die Beseitigung von Problemstellen, Herstellung von sicheren Querungen, Rad-Service-Punkte, breitere Fahrbahnen und Geschwindigkeitsreduktion des motorisierten Verkehrs.
- An der Schule selbst braucht es überdachte, abgegrenzte und ausreichend breite Fahrradabstellanlagen. Eine von SchülerInnen verantwortete Werkstatt ermöglicht es, direkt an der Schule nötige Reparaturen vorzunehmen.
- Wer überhaupt kein Fahrrad hat, dem helfen z. B. Schultombolas, bei denen alte, nicht abgeholte Räder von Bahnhöfen, Parkplätzen und sonstigen öffentlichen Parkanlagen übrig geblieben sind; die örtliche Polizei übernimmt häufig solche Radversteigerungen mit sehr günstigen Rädern.
- Aktionstage wie „Stadtradeln“ oder „Schulweghelden“ unterstützen das positive Rollgefühl.
- Mobile Rollmodule helfen als Trainingsmaterial auf Schulhöfen, nicht nur auf die wenig herausfordernden und meist selten vorhandenen Verkehrsübungsplätze ausweichen zu müssen. Stattdessen ist das spielerische Rolltraining direkt vor der Schultüre.
- Bestenfalls gibt es in der Kommune einen Laufradtrack, eine kindgerechte Rollbahn in jeder Kita sowie einen Pumptrack zum freien Spielen und selbstorganisierten Ausprobieren zur Entwicklung von Risikokompetenz.
Weite Tipps und Empfehlungen sind bspw. zu finden unter
- https://www.vcd.org/artikel/fuss-und-fahrradfreundliche-schule
- https://www.agfk-bw.de/fileadmin/user_upload/Projekte/SchulRadler/AGFK_BW_SchulRadler_Leitfaden_Web.pdf
- https://www.radfahrenindergrundschule.de/
Wissenschaftliche Literatur
- Westman, J., Olsson, L.E., Gärling, T. & Friman, M. (2017). Children’s travel to school: satisfaction, current mood, and cognitive performance. Transportation, 44, 1365-1382. https://doi.org/10.1007/s11116-016-9705-7
- Avila-Palencia, I. et al. (2018). The effects of transport mode use on self-perceived health, mental health, and social contact measures: A cross-sectional and longitudinal study. Environment international, 120, 199-206. DOI: https://doi.org/10.1016/j.envint.2018.08.002