Tartanbahn mit 11 Bahnen

Wettbewerb oder
Wettkampf?

Zur aktuellen Debatte ­um Leistung im Sport

Bewegung soll Spaß machen, lebenslang. Nicht nur der größte Sportfachverband der Welt, der DFB, reformiert deshalb sein Kinderfußballtraining.

Auch die jährlichen Bundesjugendspiele (BJS) als weltgrößte Schulsportveranstaltung bekommen eine geänderte Zielsetzung. Für die BJS entschied 2021 der Ausschuss für die Bundesjugendspiele und die Kommission Sport (SpoKo) der Kultusministerkonferenz (KMK), den „Wettkampf“ in den Klassen 1 bis 4 der Grundsportarten Leichtathletik und Schwimmen durch den „Wettbewerb“ komplett zu ersetzen. Beim Turnen dürfen die SchülerInnen entscheiden, ob sie „kämpfen“ oder „wettbewerben“ wollen. Ziel soll sein, weg von der externen Norm „starrer Regelwerke“ hin zu mehr Vielfalt und Wahlfreiheiten zu kommen. Nicht der äußere Druck soll die lebenslange Bewegungsfreude aktivieren, sondern die selbst erzeugte Motivation. Konkret werden in der Leichtathletik z. B. aus präzisen Maßeinheiten nun Zonen und im Turnen gibt es zusätzliche Bewegungsgrundformen wie etwa das Schaukeln und Balancieren. Die Leistungsrückmeldung erfolgt beim Wettbewerb nicht mehr nach „besser/schlechter als“, sondern nach „Aufgabe erfüllt/nicht erfüllt“.

Faktencheck

  • In der modernen Bundesrepublik Deutschland gibt es die Bundesjugendspiele (BJS) bereits seit 1951; sie wurden stetig weiterentwickelt (z. B. 2001). 
    Quelle: https://www.bundesjugendspiele.de/einfuehrung-bundesjugendspiele/
  • Die BSJ sind verbindlich für die Klassenstufen 1-10, weshalb eine vollständige freie Wahl zur Teilnahme in diesem Altersbereich nicht möglich ist (schulpflichtige Veranstaltung).
    Quelle: https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/1979/1979_10_26-Bundesjugendspiele.pdf
  • Die drei Leistungsbereiche Wettkampf, Wettbewerb und Mehrkampf bleiben nach der Grundschule erhalten, d.h. nur in der Grundschule fällt der Wettkampf ersatzlos weg. Dies gilt für das Schwimmen und die Leichtathletik, nicht aber für das Gerätturnen. Im Rahmen eines Schulsportfestes dürfen diese drei Grundsportarten durch alternative Bewegungs- und Spielformen ergänzt werden. 
    Quelle: Handbuch BJS, https://www.bundesjugendspiele.de/handbuch/inhalt/
  • Externe Normen fallen weg, die Bepunktung bleibt und zwar für jede einzelne Aufgabe, die in der Summe einen Endwert ergibt. Dieser Endwert wird verglichen mit den anderen SchülerInnen, d.h. es ist ein sozialer Vergleich nach Punkten zwischen Kindern möglich. Aus dem externen Wettkampf kann also theoretisch ein interner Klassenwettkampf werden.
  • Soziale Vergleiche sind entwicklungspsychologisch völlig normal, beginnen im Alter von 4-6 Jahren als Leistungsvergleich zwischen einzelnen Kindern (Ich-Du) und entwickeln sich im Grundschulalter als Vergleich mit mehreren meist altersgleichen Personen (Ich-Gruppe). Sozialvergleiche sind natürlicher Bestandteil der Entwicklung des Selbstkonzeptes. Quelle: Berk, L.E. (2020). Entwicklungspsychologie (7., aktual. Aufl.). Hallbergmoos: Pearson.